Bundesfreiwilligendienst als Geben und Nehmen auf Augenhöhe erlebt

Die beiden Syrer Mohamad Hasan Dakkak und Reyad Khaled engagiertensich im Integration Point, setzen dabei eigene Akzente und ebneten dankvielfältiger Unterstützung ihren Weg in den ersten Arbeitsmarkt.


Euskirchen/Monschau. „Viel Papier“ – so lautet die spontane Antwort von Mohamad Hasan Dakkak und Reyad Khaled auf die Frage, was ihnen zu „Deutschland“ einfällt. Damit haben die beiden nach ihrer Flucht aus Syrien und ihrer Ankunft in Deutschland natürlich ihre Erfahrungen gemacht. Abgesehen von den Formularen und Anträgen, die es auszufüllen galt, spielte die Sprachbarriere eine besonders große Rolle.


Verständigungsschwierigkeiten hatten auch die Mitarbeiter des im Februar 2016 neu eingerichteten „Integration Points“ zu bewältigen. „Auf einen Schlag standen bei uns sehr viele neue Kunden aus unterschiedlichsten Ländern, gleichzeitig mussten wir selbst noch eine geeignete Struktur finden“, beschreibt Frank Bosse die Anfangssituation der Anlaufstelle für Flüchtlinge, die von Arbeitsagentur, Kreis Euskirchen, Kommunen und Jobcenter EU - aktiv ins Leben gerufen wurde. Inmitten von Sprachbarrieren und Improvisation kam das Angebot des Kreises Euskirchen, über den Bundesfreiwilligendienst zusätzliche Unterstützung einzurichten, wie gerufen.


Sprung ins kalte Wasser


Mohamad Hasan Dakkak war der erste, der im August 2016 die Chance nutze, als „Bufdi“ im Integration Point ins kalte Wasser zu springen. Seine Unterstützung im Empfangsbereich war für alle Beteiligten Gold wert. „Am Anfang habe ich einfach nur Stichworte aus dem Arabischen ins Englische übersetzt“, erinnert sich Dakkak an seine ersten Arbeitstage.


Das bestätigt auch Reyad Khaled, der im Bundesfreiwilligendienst ab Januar 2017 das Team im Integration Point mit seinen Sprachkenntnissen in Arabisch, Kurdisch, Türkisch und Englisch unterstütze.


Learning by doing


Getreu dem Motto „learning by doing“ verbesserten sich die Sprachkenntnisse der beiden Syrer von Tag zu Tag, aber auch das Verständnis füreinander wuchs auf beiden Seiten der Anmeldung kontinuierlich. „Wir haben viel voneinander gelernt“, resümiert Bosse. „Es war ein Geben und Nehmen. Wir haben viel von den Bufdis partizipiert, konnten Kundengespräche besser einstufen, aber auch interkulturelle Unterschiede besser erkennen und verstehen“, so der Leiter der Integration Points weiter.


Interkulturelle Unterschiede besser zu verstehen war auch für Dakkak und Khaled ein wichtiger Faktor, der rückblickend auf das Jahr im Integration Point für den weiteren beruflichen Werdegang eine entscheidende Rolle spielte. „Viele Aspekte waren neu für uns: Pünktlichkeit, Urlaubsansprüche, Krankheitsregelung oder der Umgang im Team miteinander“, erklären die beiden dazu. „An meinem ersten Tag hatte ich Angst, was da auf mich zukommt“, gesteht Dakkak. „Aber niemand hat mich angebrüllt und selbst der Chef war nett zu mir“, erzählt der 26-Jährige, der in seiner Heimat einen anderen Umgang in Hierarchien kennengelernt hat.


Verwundert war Dakkak darüber, dass den Mitarbeitern im Integration Point eine Küche zur Verfügung stand, sie aber trotzdem zum Essen in die Kantine gingen. „Ich habe mir mein Essen mitgebracht oder in der Küche schnell zubereitet“, berichtet Dakkak und brachte damit einen Stein ins Rollen. Fortan hielt im Integration Point die internationale Küche Einzug und die Kollegen präsentierten sich gegenseitig deutsche, arabische, polnische, marokkanische oder russische Gerichte.


Kontakt auf Augenhöhe


„Der Kontakt untereinander auf Augenhöhe in alle Richtungen ist wichtig“, beschreibt Bosse seine Erfahrungen. „Die Bufdis waren eine echte Bereicherung, besser auf unsere Kunden eingehen zu können. Die Gestaltung und das Fortschreiten im Integration Point wurden von Informationen der Kunden getragen. Es ist wichtig, von beiden Seiten offen sein zu lernen.“


Für Dakkak und Khaled bleiben auch viele Hilfestellungen und tatkräftige Unterstützungen der Kollegen in guter Erinnerung. „Für Bewerbungen und Vorstellungsgespräche wurden Fotos gemacht, Anzüge ausgeliehen oder auch mal das private Fahrzeug zur Verfügung gestellt“, berichten die beiden, die aus ihrer Heimat die Stellensuche eher das „Vitamin-B-Verfahren“ kennen.


Ihr Einsatz im Bundesfreiwilligendienst, für den Dakkak sogar täglich eine lange Anreise mit drei Bussen und einem Zug auf sich nahm, trägt heute Früchte. Khaled, der in seiner Heimat Tourismus und Sprachen studierte, ist täglich im öffentlichen Nahverkehr unterwegs und interviewt Fahrgäste. „Menschen immer mit einem Lächeln zu begegnen ist ein großes Potential“, weiß der 26-Jährige aus seiner Tätigkeit zu berichten. Und die vielen Sprachen, die er mittlerweile beherrscht, sind das Sahnehäubchen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Mohamad Hasan Dakkak hat seinen Platz in Monschau bei der Heinen Automation GmbH & Co. KG gefunden. „Für mich bedeutet diese Arbeit einem Körper eine Seele zu geben“, erläutert Dakkak, der als Ingenieur Robotern und Maschinen mit der richtigen Programmierung Leben einhaucht.


„Ohne die Erfahrungen im Integration Point hätte ich diese Stelle niemals bekommen“, ist sich Dakkak, der an der Universität von Aleppo Elektrotechnik studiert hat, sicher. In dem Unternehmen, das sich weltweit mit individuellen Softwarelösungen in Sachen „Industrie 4.0“ einen Namen macht, übernimmt Dakkak immer mehr Aufgaben oder ist bei den Auftraggebern vor Ort, um bei der Inbetriebnahme Feinabstimmungen an Robotern oder Produktionslinien vorzunehmen. „Für unserer Unternehmen wäre es hilfreich, wenn die Reisebeschränkung für Herrn Dakkak wegfallen würde“, erläutert Kurt Heinen, dessen Firma als Systemintegrator für Firmen wie Kuka oder Keyence tätig ist. „Gerade erst hätte er in China einen Auftrag übernehmen können, was aufgrund des derzeitigen Aufenthaltsstatus nicht möglich ist.“ Und nicht nur das. „Ich würde gerne näher an meinem Arbeitsplatz wohnen, darf aber nicht aus Euskirchen wegziehen.“ Das „viele Papier“, das hier für die Anerkennung als Flüchtling erforderlich ist, hat er auf jeden Fall schon auf den Weg gebracht.

 

Zurück zum Archiv     Nächster Artikel

 

 

Sie erreichen uns telefonisch unter:

 

Service-Center 02251 / 77 60 - 0

Service-Center 02443 / 91 21 - 0

Service-Center 02441 / 77 163 - 0

 

in der Zeit von Montag bis Donnerstag jeweils 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr

und Freitags von 08:00 Uhr bis 14:00 Uhr.

 


Bürgergeld - Ihr Onlineantrag

 

Das Jobcenter EU-aktiv bietet den digitalen Antrag auf Bürgergeld an.

 

Kundinnen und Kunden des Jobcenters EU-aktiv können auf der Website www.jobcenter.digital ihren Antrag ab 29.11.2022 auch online stellen.

 

Weitere Informationen

 

 


Entdecken Sie Ihre Kompetenzen!

Mit unserem Kompetenz-Check können Sie mehr über Ihre Potenziale und Soft Skills erfahren - kostenfrei und anonym.

 

Keine Rechenaufgaben, keine Rechtschreibung, sondern Fragen die jede*r beantworten kann!


Schnellzugriffe


Informationen zum Bürgergeld in verschiedenen Sprachen