Vom Serviettendruck Schritt für Schritt auf dem Weg zur pädagogischen Fachkraft

Julian Rick hat über das Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ den Einstieg in seinen Wunschberuf als Erzieher gefunden.


Mechernich. Der Andrang ist groß, die Plätze begrenzt. Fünf Kinder dürfen in der Nestschaukel Platz nehmen, die anderen müssen anstehen. Julian Rick behält den Überblick. Während die einen in das begehrte Schaukelgerät klettern, gehen andere auf einer Bank an der Seite in Warteposition. Dann geht es mit Schwung und musikalischer Begleitung los. „Was schwimmt denn da – ein Krokodil aus Afrika“, singt Rick und die Kinder stimmen gleich mit ein. „Eigentlich hatte ich schon immer den Wunsch, beruflich was mit Kindern zu machen“, erzählt der 27-Jährige, der im Sommer 2018 seine Praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher am Berufskolleg St.-Nikolaus-Stift in Zülpich-Füssenich beginnt.

Viele Absagen im erlernten Beruf


Der Euskirchener, selber Vater von vier Kindern, ist gelernter Drucker. „Die Ausbildung war auf den Druck von Servietten ausgelegt“, erklärt Rick dazu. „Dabei handelt es sich um spezielle Verfahren im Hoch- und Flexdruck.“ Schlechte Auftragslagen ebneten den Weg in die Arbeitslosigkeit. Unzählige Bewerbungen und Vorstellungsgespräche endeten mit dem immer selben Ergebnis. „Die Druckverfahren sind sehr vielfältig und die jeweiligen Farben, die verwendet werden, verhalten sich je nach Material sehr unterschiedlich“, erläutert Rick die schwierigen Hürden, an denen seine Bemühungen regelmäßig scheiterten und ergänzt: „Die vielen Absagen waren sehr deprimierend.“


Auch eine berufliche Umorientierung zum Mediengestalter geriet immer wieder ins Stocken, bis Claudia Hahn, Integrationsfachkraft im Jobcenter EU – aktiv, dem beruflichen Wunsch von Rick auf die Sprünge half. „Frau Hahn hat mir das Programm »Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt« vorgestellt“, erinnert Rick sich an das Gespräch mit seiner Arbeitsvermittlerin.


Bundesprogramm "Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt"


„Das Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ richtet sich an Personen, die seit mindestens vier Jahren im SGB II-Leistungsbezug sind, mit mindestens einem minderjährigen Kind zusammenleben oder die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen Probleme haben, eine geeignete Beschäftigung zu finden“, erläutert Josef Weingarten. „Dabei können die Teilnehmer zwischen 15, 20, 25 oder 30 Stunden wählen bzw. stufenweise einsteigen“, so der Geschäftsführer des Jobcenters EU – aktiv weiter. Beim Jobcenter EU – aktiv werden die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse bei Trägern von Kindertageseinrichtungen angeboten. Die Teilnahme ist freiwillig und läuft über einen Arbeitsvertrag mit dem Arbeitgeber. Gefördert werden das tatsächlich gezahlte Bruttogehalt sowie der pauschalisierte Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung von 18,9 Prozent (ohne Arbeitslosenversicherung).


„Als ich von dem Programm gehört habe, war ich schon ein bisschen skeptisch“, gesteht Karin Thelen. „Wie hoch ist die Motivation oder wie viel Druck steht dahinter“, fragte sich damals die Einrichtungsleiterin der AWO Kindertagesstätte Antweiler. Doch Rick überzeugte im Vorstellungsgespräch. „In Bezug auf die Kinder ist ein Mann in der Einrichtung eine absolute Bereicherung“, findet Thelen, die anfangs aber auch kritische Stimmen von Eltern hörte. „Männer gehen ganz anders mit Kindern um und haben einen anderen Ton.“


Von den Kindern auf die Probe gestellt


„Zu Beginn war die größte Herausforderung, mir meiner Rolle bewusst zu werden“, erinnert sich Rick an die ersten Tage in November 2017, als er mit dem Programm startete. „Die Kinder probieren viel aus und testen bei neuen Mitarbeitern, ob diese auch die Regeln der Kita kennen“, erklärt Thelen und ergänzt mit einem Lächeln: „Es gab Situationen, in die sich Herr Rick selbst reinmanövriert hatte.“ Dann beschreibt Thelen einen Teil der Entwicklung, die Rick während der letzten Monate gemeistert hat. „In unserem Job ist wichtig, kritikfähig zu sein und offen einzugestehen: Hier komme ich nicht weiter. Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.“

 
„Geholfen haben mir auch die monatlichen Reflexionstermine mit den anderen Teilnehmern des Programms“, ergänzt Rick und bezieht sich dabei auf begleitende Aktivitäten, für die das Jugendamt des Kreises Euskirchen Personal und Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Neben dem Austausch der eigenen


Erfahrungen stehen dabei auch Qualifizierungen wie „Marte Meo“ auf dem Programm. „Eine Aufgabe war, mit den Vorschulkindern eine riesige Kugelbahn zu bauen“, beschreibt Rick Situationen aus dem Kita-Alltag. „Ich musste mir klar darüber werden, wo ich den Kindern Grenzen setze, mich selber zurücknehme und die eigenen Ideen hinten anstelle. Die Frage lautet eher, was ich aus dem einzelnen Kind an Potential herausholen kann“, definiert der angehende Erzieher den stetigen Prozess seiner Arbeit.


„Im Hinblick auf den Wechsel zur Ausbildung gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, gesteht Rick, für den das Programm „Soziale Teilhabe“ einen Stein ins Rollen brachte. Und Integrationsfachkraft Claudia Hahn ist sich sicher: „Erzieher ist genau sein Ding!“

 

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